Vietnam-Flüchtlinge in Deutschland helfen den Taifun-Haiyan-Opfern auf den Philippinen

Essen (Deutschland Nachrichten) - Dem Aufruf des Bundesverbands der vietnamesischen Flüchtlinge in Deutschland e.V. folgend haben Vietnam-Flüchtlinge, die dem kommunistischen Regime entfliehen konnten, ein weiteres kleines Zeichen ihrer Dankbarkeit gegenüber dem philippinischen Volk, das im vergangenen November vom Taifun Haiyan heimgesucht wurde, gesetzt. Bereits während des Verteidigungskampfes gegen die Kommunisten in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts waren die Philippinen Verbündeter der Südvietnamesen. Später ab Mitte der 70er Jahre fanden Hunderttausende vietnamesische Boat-peoples in Flüchtlingslagern in Palawan, Bataan, Cebu, Manila … eine  Zuflucht. Und so verwundert es nicht, dass seit November 2013 nicht nur deutschlandweit, sondern auch überall dort in den freien demokratischen Staaten, wo vietnamesische Flüchtlinge aufgenommen wurden, Spenden für die Haiyan-Opfer gesammelt werden.

 

Nguyen-Van-Ri * und Trinh-Do Ton-Vinh als Vertreter des Bundesverbands der vietnamesischen Flüchtlinge in Deutschland e.V. waren am 11.4.2014 im Philippinischen Honorarkonsulat Essen, um die gesammelte Spende über 3032,- Euro aus „Dankbarkeit und Solidarität“, wie sie sagen, zu übergeben. Honorarkonsul Heinz-Peter Heidrich und Vize-konsulin Mabuhay Wandelt empfingen die beiden Gästen höchst erfreut. Nach der obligatorischen Empfangszeremonie mit Visitenkartenaustausch, Verleihung der Philippinischen Nationalfahne als Anstecknadel, Erinnerungsfoto, Eintragung in das Gästebuch, Geschenkübergabe, fand eine knapp einstündige Gesprächsrunde statt.

 

Bei der Übergabe des Geschenks an die beiden vietnamesischen Gäste (ein Regen- bzw. Sonnenschirm aus den  Philippinen) erläuterte Heinz-Peter Heidrich, dies sei ein Recycling-Produkt, das von den Taifun-Haiyan-Opfern nach einem von Deutschland vorgelegten Design hergestellt werde, und zwar mit Mitteln aus der Mikrofinanzierung von FAIR BANKING (www.bibessen.de), um den Menschen vor Ort eine Erwerbsarbeit zu ermöglichen. Dadurch würden die Haiyan-Opfer unter anderem am Beispiel dieses Produktes eine Chance erhalten, schrittweise die eigene Lebenssituation selbst zu verbessern, und nicht von Transferleistungen abhängig zu werden. Dies entspreche dem Gedanken der Subsidiarität der Soziallehre der Kirche. Nichtsdestotrotz habe dieses Mikrofinanzsystem jedoch auch Grenzen. Die Hilfebedürftigsten wie Menschen mit Behinderung, Kranke und Alte würden hiervon nicht profitieren. Und ebenso die Infrastruktur, die Bildung und die Rechtssicherheit  blieben eine politische Aufgabe… Deshalb seien solidarische Hilfen für die ganz Armen und politischer Einsatz für gerechtere gesellschaftliche Strukturen weiterhin notwendig, zumal die Vereinten Nationen davor warnen, auf den Philippinen seien 1,5 Millionen Kinder von einer Hungersnot bedroht. Zwar seien die humanitären Hilfen angelaufen, es gäbe aber noch viel zu tun. Vor allem fehle es an Nahrung, Trinkwasser und Unterkünften. Wegen der immensen Zerstörung auch in ländlichen Gegenden sei das wahre Ausmaß der Katastrophe lange unüberschaubar.

 

Honorarkonsul Heidrich erkundigte sich ausführlich über die Situation der Vietnam-Flüchtlinge in Deutschland, die politische Situation in Vietnam sowie die weitere Entwicklung dort. In Deutschland hätten sich die so genannten Boat-peoples sehr erfolgreich etabliert, nähmen ihre Verantwortung in der Gesellschaft wahr, und setzten sich für die Demokratisierung in ihrer Heimat ein. „Es muss und es wird sich ändern so wie im gesamten ehemaligen kommunistischen Ostblock“, betonte Trinh-Do Ton-Vinh zuversichtlich. In den vergangenen Jahren seien die Kommunistische Partei, der Polizeiapparat, die Armee sowie viele andere Unterorganisationen der KP immer mehr in hohem Maße orientierungslos, besitzgierig, korrupt und dekadent geworden, sodass das Volk und vor allem zunehmend auch viele junge Menschen sich u.a. über das Internet, trotz harter Repressalien, mit den Exil-Vietnamesen in Verbindung setzten, um diverse Aktionen und Protestzüge gegen soziale und politische Missstände zu veranstalten. Sie verlangen um u.a.  ihr Grund und Boden sowie kirchliches Eigentum zurück, und fordern Informations-, Presse- und Vereinsgründungsfreiheit. (jos)

 

* Nguyen-Van-Ri ist Träger des Bundesverdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und des Landesverdienstordens des Landes NRW